153! So viele aktive Cross Country Piloten, Marathon Biker, Genussradler, All Mountain Fahrer, Gelegenheitsradler, Enduristen, Downhiller, Fahrradtramper, Trekking Biker, Naturfreunde, Alpenvereinsmitglieder und viele, viele mehr versammelten sich am 31.05.2015 zu einer Trutzpartie am Annaberg. Über die Gründe hierfür brauchen wir nicht lange nachzudenken, denn sie sind uns allen hinlänglich bekannt. Am Parkplatz der Reidllifte stellte der stellvertretende Landesvorsitzende der Naturfreunde NÖ, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter Herbert Thumpser, dann eine Frage, die mich zum Nachdenken anregte: „Wer soll im Sommer im Annaberger JUFA, das eben errichtet wird, wohnen? Mountainbiker? Schwammerlsucher? Beerenpflücker? Nein, denn das ist alles verboten, was uns unzählige Verbotsschilder entlang unseres Weges zeigten.
Nach Formulierung unserer Forderung zur „Öffnung der Forststraßen zum Radfahren“ bewegte sich unser Konvoi entlang der B20 in Richtung Sägemühle, wo wir in den Ortsteil Schmelz einbogen. Hier standen immer wieder Anrainer in ihren Gärten bzw. beobachteten die Bewohner das bunte Treiben der Radaktivisten. Für mich stellte sich hier die Frage, was „die“ sich wohl denken. Lange brauchte ich nicht darüber nachzudenken, denn bald hörten wir aufmunternde Zurufe wie: „Super! Recht so! Lasst euch nichts gefallen! Bleibt dran!“ Begehrt das Volk hier etwa gegen eine Feudalherrenschaft auf? Gibt es so etwas in unserem Land?
Nach kurzer Fahrt bog unser Radkonvoi in Richtung Säbel ein, wo uns nach einigen hundert Metern Verbotsschilder (Privatweg, Radfahren verboten) zum Absteigen veranlassten. Ab hier wurden die Bikes geschoben, was der guten Stimmung unter den Teilnehmern keineswegs einen Dämpfer versetzte. Bei der nun folgenden (Rad)Wanderung hatte ich genügend Zeit, mir einige Gedanken zu machen:
„Warum muss ich zum Mountainbiken an den Gardasee, nach Slowenien oder nach Bayern fahren, wenn es hier bei uns so schön ist?“
„Warum hat es im Bereich des Säbels und des Fadentals früher eine legale Mountainbike Strecke gegeben und haben sich die Rehlein und Hirschlein hier nicht durch die bösen Radler gestört gefühlt?“ „Warum sind mehr als 800.000 Bikerinnen und Biker von der Willkür eines einzelnen Grundbesitzers abhängig?“
Aber bald sollten sich noch neue Fragen auftun:
„Warum ist ein forstliches Sperrgebiet, das sicher zufällig mit 29.05.2015 in Kraft getreten ist, nicht schon am Beginn eines Wanderweges angekündigt?“
Um bei der Wahrheit zu bleiben, muss man sagen, dass unsere Gruppe von den äußerst freundlichen und professionell agierenden Exekutivbeamten schon am Beginn unseres Weges über die Forstsperre in Kenntnis gesetzt worden war. Aber die Wanderer, denen wir auf unserem Marsch begegneten, wussten nichts von einer Durchgangssperre, die natürlich für ALLE gilt. Obwohl von manchen eine Kluft zwischen Wanderern und Mountainbikern herbeigeredet wird, zeigten jene Wanderer mit denen ich mich unterhalten habe, vollsten Verständnis für unsere Anliegen. Als ich mir erlaubte, zwei Wanderer auf das Forstliche Sperrgebiet und die damit verbundene „Gefahr durch Waldarbeit“ aufmerksam zu machen, wurde mir folgendes entgegnet:
„Was kümmern uns Wanderer die Schilder! Du weißt sicher selbst, für wen man sich hier die Mühe gemacht hat!“ Recht haben sie, die Wanderer, denn auf diese Frage hatte selbst ich eine Antwort!!!
Übrigens bin ich mir sicher, dass die Wanderer auf der anderen Seite des Sperrgebietes gut und gesund angekommen sind, denn nirgends war das Brummen eines Harvesters oder das Kreischen einer Motorsäge zu vernehmen. Aber danke, dass man sich seitens des Grundeigentümers solche Sorgen um unsere Sicherheit macht!
Abschließend noch einige Gedanken zum Thema Trutzpartie:
Die Trutzpartien wurden übrigens von den Naturfreunden vor etwa 120 Jahren erfunden, wo es darum ging, den Arbeiterfamilien Freizeit und Erholung in der Natur zu ermöglichen. 1906 begannen die Naturfreunde eine 8 Jahre lange Initiative (auch mit Hilfe der Trutzpartien), um das freie Wegerecht im Bergland, welches 1914 gesetzlich verankert wurde. Viel später (1975 – Forstgesetz) kam dann das Betretungsrecht für den Wald dazu.
Abschließend noch ein herzliches Dankeschön an alle, die mit dabei waren. Was ich besonders bemerkenswert gefunden habe, war die Disziplin und der Spaß der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Für die Ortsgruppe Wilhelmsburg-Göblasbruck
Rudi Lurger